Schalldämpfer: Richtige Pflege – gewusst wie!
Die „Flüstertüte“ ist aus dem Jagdalltag kaum mehr wegzudenken. Doch gerade in der kalten Jahreszeit gilt das Augenmerk besonders auf die Pflege...
Eigentlich ist der Schalldämpfer ein Verbrauchsgut! Etwa in Norwegen oder Finnland, wo man sich „Flüstertüten“ einfach kaufen kann. Bei uns, mit teurem Ein- und Austrag in die Waffenbesitzkarte (WBK) sowie Aufbewahrung im Waffentresor, ist das irgendwie etwas anderes.
Im Tresor sollte der SD stets runter vom Lauf! Beim Schnellverschluss A-Lock mini reicht ein Dreh um 60 Grad, schon sitzt der SD wieder fest auf der Mündung.
Was mich aber schon immer etwas verunsichert hat, ist, dass der Schalldämpfer wie eine Art „Black Box“ anmutet: Man kann nicht reinschauen und weiß daher auch nicht, was drin vorgeht. Außer bei Modellen, wie z.B. meinem A-Tec H2 oder meinem EP Arms Roto 50, sie bilden eine schöne Ausnahme, da man sie zerlegen kann. Dann sieht man sehr gut, was sich da nach jedem Schuss an neuen Pulverrückständen im Innern ablagert.
Brisante Mischung im Schalldämpfer
Bis der Jäger merkt, dass im Innern etwas kaputt ist, hat er im günstigsten Fall die plötzlich abnehmende Präzision auf dem Schießstand bemerkt oder im schlimmsten Fall draußen ein paar Stücke krankgeschossen.
Nie getrocknet: Eine Frage der Zeit, wann das Gewinde abgerissen und das Innenleben im Schuss mit entsprechendem Rückstoß nach vorn weggeflogen wäre.
Denn aus den Pulverrückständen bildet sich in Kombination mit Feuchtigkeit Salpeter und Ammoniak. Beides setzt dem Dämpfermaterial arg zu. Den scharfen Geruch bemerkt man sofort an der Schalldämpfermündung. Dabei ist es egal, ob man Alu oder Stahl hat und wie dick die Wandung ist. Wer nicht mit einem Hochleistungs-Waffenöl pflegt und zusätzlich trocknet, bei dem bildet sich schneller als gedacht Lochfraß. Innerhalb von nur zwei bis drei Monaten kann ein schlecht gewarteter Dämpfer mit dünnen Wandungen schon das Zeitliche segnen. Der einzige Werkstoff ist Titan, der dem brisanten Mix aus Pulverrückständen auf Dauer standhält! Allerdings kosten Titandämpfer auch viel Geld.
Ab ins Schießkino – Feuer frei!?
Dauerfeuer vertragen Stahldämpfer wie Ase Utra u.Ä. Alu und Carbon hingegen sind für solche Belastungen nicht ausgelegt. Die paar Schuss in Folge auf der Jagd sind aber überhaupt kein Problem, sie punkten dafür mit dem geringeren Gewicht. Was ebenfalls gängige Praxis ist, sind Schalldämpfer-Überzieher aus Neopren oder Cordura. Eine praktische Sache! Der Dämpfer schlägt nirgendwo an, ist geschützt und lautlos auf der Jagd einsetzbar. Zudem unterdrückt er das Hitzeflimmern, sollten doch mal vier, fünf Schuss nacheinander abgegeben werden.
Zwei auf einen Streich! Waidmannsheil. Wer vom Kalten in die warme
Stube kommt, bei dem ist Schwitzwasser programmiert.
Aber im Schießkino sollte der Neoprenschutz besser runter, denn der Dämpfer kann sonst kaum Wärme nach außen abgeben und überhitzt noch schneller.
Wieder nicht zu Schuss gekommen
Selbst wenn man auf der Jagd keinen Schuss abgegeben hat, sollte der Schalldämpfer trotzdem immer (!) getrocknet werden. Vor allem im Winter, wenn draußen Minusgrade herrschen und der Dämpfer ins warme Haus kommt und sich Kondens- oder Schwitzwasser außen, aber insbesondere auch innen (!) bildet. Dann herrscht Alarmstufe Rot. Dieses Phänomen kennt man von Ferngläsern oder Zielfernrohren, deren Linsen bei Zimmertemperatur auch beschlagen. Im Winter mehr, im Sommer allerdings auch, wenn man etwa morgens das Fernglas aus dem kalten Auto in die gute Stube holt.
Auch ohne Schussabgabe sollte der SD nach jeder Jagd getrocknet werden.
Riecht es zudem scharf aus dem Dämpfer, sind die Pulverablagerungen reaktiv.
Der Schalldämpfer muss dann unbedingt getrocknet werden, weil das Kondenswasser die Pulverrückstände aktiviert und die dann in bester „Karius-und-Baktus-Manier“ Löcher in die Dämpferwand fressen.
Einem Tüftler aus Österreich hat das Thema keine Ruhe gelassen, und er hat den „Drylencer“ entwickelt. Ein akkubetriebener Ventilator, der für einige Stunden einen permanenten Luftstrom durch den Schalldämpfer gewährleistet und damit die Trocknung sicherstellt. Der „Drylencer“ ist so kompakt, dass er auch im Waffenschrank auf den Boden gestellt werden kann und den stehenden Dämpfer trocknet. Die Stromversorgung erfolgt über einen USB-Anschluss und durch eine im Lieferumfang enthaltene, handelsübliche Powerbank.
Immer der Nase nach
Der Büchsenmachermeister Andreas Jakele hat wiederum einen Gummistiefel- zu einem Schalldämpfer-Trockner umgebaut. Das Entscheidende ist aber nicht nur das Gebläse und die Luft, die durch den „Schalli“ geblasen wird, sondern dass er dabei von der Seite erwärmt wird. Denn ein stinkender Dämpfer weißt immer darauf hin, dass die Pulverrückstände feucht und reaktiv sind.
Ein zerlegbarer Schalldämpfer wie der A-Tec H2 – hier vorn vor dem Jakele SD-Trockner – bringt Licht ins Dunkle und lässt sich leichter sauber halten.
Eine Grundtrocknung dauert am Anfang meist länger. Wird regelmäßig getrocknet, reichen fünf bis 15 Minuten auf dem Trockner aus. Man macht einfach die Geruchsprobe: Riecht der Dämpfer neutral, ist er trocken und kann im Waffenschrank deponiert werden. Allerdings kann man durch eine zu späte Trocknung einen Dämpfer auch nicht mehr retten. Denn sollte er ein halbes Jahr benutzt, geschossen, feucht im Schrank gestanden haben, heilt das Trocknen die entstandenen Schäden nicht mehr.
Fazit: Trocknen ist keine Garantie dafür, dass Ihr Schalldämpfer ein Leben lang hält. Denn in einem Dämpfer und an seiner Mündung werden bei jedem Schuss enorme Kräfte und Hitze freigesetzt. Die sorgen für Materialbelastung und -ermüdung. Dass man durch die richtige Pflege (Hochleistungs-Waffenöl wie z.B. Brunox Turbo Spray) und Trocknung ein absehbares Ende aber weiter in die Zukunft hinauszögern kann, sollte jedoch Grund genug sein, sich mit dem Thema zu befassen. Gutes Werkzeug braucht eben immer entsprechende Pflege!
Ihre Schalldämpfer nie trocknen lassen!
Sechs Richtige & Wichtige
1. Den Schalldämpfer stets vom Lauf abschrauben, damit feuchte Pulverrückstände nicht in den Lauf gelangen und ihn angreifen bzw. sich das Gewinde mit der Zeit festfrisst. Natürlich muss der Gewindebereich am SD und der Waffe mit Waffenöl gepflegt werden.
2. Ein kurzer (!) Sprühstoß mit einem Waffenöl und anschließendes Drehen und Wenden neutralisiert die aggressiven Pulverrückstände im Schalldämpfer. Nicht gleich im Anschluss schießen, sondern den SD über Nacht liegen lassen!
3. Trocknen Sie Ihren Schalldämpfer nach jedem Einsatz, egal ob geschossen wurde oder nicht. Denn die Pulverrückstände sind hygroskopisch (= wasseranziehend) und stets aktiv.
4. Nach aktueller Rechtslage ist der Schalldämpfer eingestuft wie die Waffe, für den er bestimmt ist. Beachten Sie das bei Kauf, Verkauf, Verleih, Transport und Verwahrung.
5. Schalldämpfer nie unbeaufsichtigt trocknen lassen. Es muss sichergestellt sein, dass Unberechtigte keinen Zugriff haben.
6. Die SD-Trocknung im Waffenschrank hat den Nachteil, dass die Feuchtigkeit dann im Tresor ist und die Waffen angreifen kann.
Text: Franziska und Sascha Numßen
Bilder: FN, SN