In der jagdfreien Zeit stehen gründliche Waffenpflege sowie umfangreiches Training an. Schließlich müssen wir Jäger unser Handwerkszeug beherrschen; und Spaß macht es obendrein!


Der Umgang mit Kugel- und Schrotgewehr genauso wie mit Pistole und Revolver muss regelmäßig trainiert werden. Schließlich können sich in jahrelanger Routine Fehlerquellen in der Waffenhandhabung einschleichen, die es abzustellen gilt, um niemanden zu gefährden. Darüber hinaus gebietet es der Tierschutz, dass wir schnell und möglichst ohne Qualen töten. Der scharfe Schuss auf dem Schießstand ist daher unsere waidmännische Pflicht und nicht nur leidige Kür.


Klassisches Schießen mit der Büchse


Das jagdliche Übungsschießen in Deutschland erstreckt sich auf Kugel, Schrot und Kurzwaffe. Mit der Büchse wird ganz klassisch auf 100 Meter mit je fünf Patronen im Liegendanschlag auf die Fuchs-, stehend angestrichen auf die Rehbock- und freihändig auf die Überläufer-Scheibe geschossen.


Liegend, stehend angestrichen und freihändig – klassisch
auf verschiedene DJV-Wildtierscheiben.


Hier kann man natürlich andere Anschlagarten oder das Schießen auf verschiedene geometrische Formen mit Ansage und unter Zeitdruck einbauen. Hinzu gesellt sich der Schuss stehend freihändig auf den „Laufenden Keiler“, die flüchtige Überläufer-Scheibe, die auf 50 Meter auf einer sechs Meter breiten Schneise an dem Schützen vorbeifährt und somit Drückjagdszenen simuliert.

 

Der raue Schuss


Bei der Flinte unterscheidet man die Wurfscheiben-Disziplinen Trap und Skeet. Trap simuliert ein Treiben, bei dem vor der Flinte Flugwild aufsteht und abstreicht. Das Zielen, Vorhalten und Treffen ist anders als beim Skeet, bei dem von einem Hoch- und einem Niederhaus 15 oder 25 Wurfscheiben geworfen werden und der Schütze sich zwischen beiden im Halbkreis bewegt, um von sechs Positionen „Dampf“ zu machen.


Mit Quer-, Bock, Selbstlade- oder Repetierflinte auf Kipphase, 
Trap, Skeet und Jagdparcours.


Bei der Kurzwaffe sieht der DJV den Schuss auf 25 Meter vor, was jedoch Fangschusssituationen im Revier nicht unbedingt gerecht wird. Da ist eine Duellscheibe auf fünf bis zehn Meter, die in drei oder fünf Sekunden umklappt, realistischer, da die Kurzwaffe in der Regel zu Fangschusszwecken dient und oft schnell geschossen werden muss.

 

Ab ins Kino


Heutzutage geht es natürlich auch viel moderner mit Videosequenzen und elektronischer Trefferaufnahme, da müssen die Schusslöcher nicht mehr mit dem Schusspflaster abgeklebt werden.


Das Schießkino hat den Laufenden Keiler
in den "Ruhestand" geschickt!


In Deutschland sind in den letzten 15 Jahren Schießkinos förmlich aus dem Boden geschossen. Dort werden Videos von verschiedenen Wildarten auf einer 25 Meter entfernten Leinwand abgespielt. Den Durchschlag des Geschosses registriert der Computer und zeigt anschließend die Treffer an. Diese Technik kann man auch auf 100 oder gar 300 Meter nutzen. Noch ein bisschen weiter geht’s in Sachsen auf dem Stand „Rosenberg 1“, einem alten Stollen, in dem Indoor bis 500 Meter geschossen werden kann. Outdoor-Schießplätze, die bis 300 oder 400 Meter gehen, gibt es ein paar, wie etwa die Schießanlage im bayerischen Friedenfels.


Das Weite suchen – hier auf 300 bis 400 m auf
dem Truppenübungsplatz
in Munster.


Futuristischer wird es mit dem so genannten Laserschießen, bei dem kein scharfer Schuss mehr fällt. Eine Waffe wird mit entsprechender Technik ausgerüstet. Das Zielen, Schießen und Treffen ist dann wie sonst auch, nur ohne Knall. Dafür zeigt der Computer sehr genau das Zielverhalten, etwa ob ein Schütze beim Wurfscheibenschießen sauber von hinten durch die „Tontaube“ schwingt, sie überholt und beim richtigen Vorhaltemaß abdrückt. Oder ob er einfach den Weg, also die Fluglinie, abschneidet und schießt. Als Analyse-Tool ist diese Möglichkeit hochinteressant, um schlechte Angewohnheiten abzustellen und künftig besser zu treffen.

 

Realistischer geht’s kaum

 

Ein ganz besonderer Leckerbissen ist das realitätsnahe Schießen auf dem Jagdparcours. Hier bewegen sich die Flintenschützen im Gelände und schießen von festen Plätzen aus auf die unterschiedlich geworfene Wurfscheiben, eben auf Dubletten, Midis, Minis, Looper oder Segeltauben.


Gilt als Deutschlands schönster Jagdparcours – 
der Dornsberg am Bodensee.


Als Deutschlands schönster Jagdparcours gilt der Dornsberg: 23 mit modernster Technik ausgerüsteten Schießstände auf fünf Linien und an die 200 Wurfmaschinen bieten auf fast 60 Hektar Abwechslung pur. Aber auch andere Jagdparcours wie Buke, Heisterberg, Coesfeld-Flamschen, Oberbayern, Amerdingen, Bockenberg oder Liebenau bieten realitätsnahes Training.


Gerade unter diesem Aspekt ist es nicht nachvollziehbar, dass für viele der Besuch auf dem Schießstand immer noch eine nervende Pflichtveranstaltung ist. In den letzten Jahrzehnten lockten die Jagdverbände bei den Hegeringschießen zwar mit bunten, hübsch gestalteten Schießnadeln für den Jagdhut, die entweder nur die Teilnahme auswiesen oder als Nachweis für eine bestimmte Schussleistung standen. Allerdings haben sich deutschlandweit auf den vielen Hegeringschießen immer nur „die üblichen Verdächtigen“ gezeigt. Genau die, die das Üben gar nicht nötig haben, weil sie ohnehin regelmäßig auf dem Schießstand mit ihren Waffen trainieren.


Für die Teilnahme an Bewegungsjagden ist ein
Schießnachweis mittlerweile Pflicht
.


Das liegt vielleicht auch daran, dass in vielen Ländern der Welt das Thema Schießen nicht so reglementiert und mit Umweltauflagen fast schon verhindert wird – ich erinnere mich an ein zwangloses „Plinking“ auf Bierdosen gleich hinterm Jagdcamp zurück oder an „Three Gun Matches“ mit Ziefernrohr-Büchse, Kurzwaffe und Repetierflinte in den USA. Das hat einfach Spaß gemacht und gleichzeitig den Umgang und das Treffen mit den Waffen geschult, weil jeder mit Konzentration und Freude dabei war und „Fahrkarten“ nicht von umherstehenden Wichtigtuern, die selbst nicht mal ihr Gewehr ausgepackt haben, doof kommentiert wurden.

 

Pflicht versus Freiwilligkeit


Der Gesetzgeber fordert in Deutschland für die Teilnahme an Bewegungsjagden auf Schalenwild und in Baden-Württemberg auch auf Niederwild nun schon seit mehreren Jahren von allen Teilnehmern einen Schießnachweis, der vor allem die sichere Handhabung dokumentiert. Der ist freiwillig, denn wer nur auf dem Ansitz jagt, braucht einen solchen Nachweis nicht zu erbringen. 

 

Gun & Fun – Schießtraining macht Spaß!


Dass es auch strengere Vorschriften gibt, zeigen einige europäische Nachbarländer. In Skandinavien beispielsweise muss man vor dem Aufgang der Hochwild- oder der Elchsaison einen Nachweis über ein gewisses Schießergebnis erbringen. Norwegen verlangt eine zweiteilige Prüfung aus Übungsschüssen und je fünf Schüssen mit den verwendeten Jagdwaffen auf eine Tierfigurscheibe. Alle Schüsse müssen innerhalb eines abgegrenzten Zielkreises liegen. In Finnland ist die abgelegte Prüfung, die etwas anders ausgestaltet ist, immerhin drei Jahre gültig. Wer einmal bei einer solchen Prüfung dabei war, wird merken, dass die skandinavischen Jäger es nicht als staatliche Schikane oder Gängelung ansehen, sondern als Übung für schnelles, schmerzloses Töten. Sie sind gemeinsam mit Freude und einem Lachen im Gesicht dabei und erfüllen in der Regel locker die gesteckten Anforderungen.

 

Daher stünde es uns allen (!) besser, wenn wir nach dem Motto „Gun & Fun“ mit sehr viel mehr Freude regelmäßig auf den Schießstand gehen und unsere Fertigkeiten festigen. In dem Sinne: Gut Schuss und anschließend viel Waidmannsheil!

 

 

 

Text: Franziska und Sascha Numßen
Bilder: FN, SN

Februar 28, 2025 — Sascha Numßen