Gut zehn Jahre meines Jägerlebens habe ich gefroren und dadurch ganz sicher viel Waidmannsheil verspielt. Hier ein paar persönliche Erlebnisse, damit Sie es besser machen!

Im Jahr 1994 habe ich meinen ersten Jagdschein gelöst. Mann, war ich stolz! Die ersten eineinhalb Jahre investierte ich auf Teufel komm raus in Büchse, Flinte, Kurzwaffe, Optik, Auto und vieles mehr. Was die Jagdkleidung anging, lautete die Devise allerdings praktisch und preiswert. Die Moleskin-Bundeswehrhose samt BW-Parka wurde zu meinem Standard-Outfit und bekannte Ausrüster wie etwa Räer in Hildesheim zu meinem bevorzugten „Jagdrevier“.

 

Von Frühling bis Frühherbst war das alles auch kein Problem, schließlich konnte auch Jagdfieber von innen heraus wärmen. Angespannter wurde die Situation dann ab November, wenn feuchte Kälte und Bodenfrost langsam erst die Beine, dann den Rücken hochkrochen. Denn irgendwann gibt auch die größte Jagdpassion klein bei. Nach spätestens zweieinhalb Stunden habe ich trotz Handschuhen und heißem Tee eingepackt und bin ins warme Auto geflüchtet.


Mit guter Bekleidung hätte es damals am
"Grenzholz" sicher geklappt.

 

So erinnere ich mich beispielsweise an einen verschneiten Ansitz am „Grenzholz“ im Wild und Hund-Revier zurück. Der Hochsitz stand auf dem freien Feld, und es war eine zugige Ecke. Darüber hinaus war die Verkleidung des Hochsitzes so lückig wie Jürgen Vogels Gebiss. Schon nach etwa einer Stunde fing ich an zu bibbern und zu frieren. Eine Stunde geht noch, bekämpfte ich meinen inneren Schweinehund und riss mich zusammen. Und selbst danach hängte ich noch eine gute halbe Stunde dran, um anschließend zähneklappernd nach Hause zu fahren. Das Spurenbild am nächsten Morgen zeigte, dass dort nachts mächtig was los gewesen war. Mehrere Füchse hatten das Grenzholz revidiert. Mann, wäre das ein Fest geworden!

 

Problem erkannt, Problem gebannt?

 

So machte ich mir das erste Mal Gedanken darüber, mal etwas Geld in Strümpfe und Unterwäsche zu investieren. Und so schlug ich bei einem bekannten Discounter zu und kaufte mir preiswerte Ski-Unterwäsche und aus dem Parey-Shop ein paar Lammfellstiefel, die ich nun mit billigen Wollsocken kombinierte. Und tatsächlich, ich hielt Herbst und Winter deutlich länger aus. Dabei gelang es mir, auch mal in der zweiten Nachthälfte einen erfolgreichen Schuss auf Fuchs und Sau antragen zu können.


Hochwertige Wollsocken sind ein Muss.

 

Das war dann auch die Zeit, in der ich mich mit dem „Fuchsjagdvirus“ infizierte. Ganze Nächte habe ich mir dabei um die Ohren geschlagen. Allerdings hatte ich vorher noch weiter aufgerüstet. Kanadische Sorel-Stiefel und einen Ansitzsack aus dem Verlagsshop mussten her. Mit den Stiefeln hatte ich das Thema kalte Füße tatsächlich gut in den Griff bekommen. Der Ansitzsack aber war nochmal die sprichtwörtliche Schippe oben drauf, auch wenn etwas umständlich. Denn meist zog ich das Ding schon im Auto an. Oben von Hosenträgern gehalten, trug ich den Fußsack auf dem Weg zum Hochsitz links unter dem Arm. Oben angekommen, wurde das Gebein dann im Fußsack platziert und der Reißverschluss geschlossen. Die ultimative „Wärmewaffe“ war aber unsere geliebte Foxterrier-Hündin „Emma“, die dann noch im Fußraum Platz fand; Win-Win für beide, denn Hund und Beine waren für Stunden mollig warm. Das eine oder andere nächtliche Waidmannsheil nach Stunden des Lauerns verdankte ich dieser Kombi.

 

Das erste Mal in Merinowolle

 

Bei meinem Wechsel zu VISIER kam ich auf einer Messe dann zufällig mit jemandem von Ullfrotté in Kontakt. Unterwäsche aus Merinowolle sollte ich unbedingt einmal probieren. Es war der Wahnsinn! Gute zehn Jahre lang hatte ich im Winter gefroren. Welche jagdlichen Chancen sind mir wohl durch die Lappen gegangen, weil ich häufig zu früh abgebaumt bin!?

Baselayer Bambus
Unterwäsche aus Merinowolle oder Bambusfaser
sorgen für ein ideales körpernahes Klima
.

 

Die neue Unterwäsche sowie hochwertige Wollsocken wurden mit dem Ansitzsack kombiniert. Nur mobil war ich damit leider nicht. Und so zogen irgendwann ein noch wärmeres Schuhgespann von Kamik und ein dicker Ansitzoverall ein. Man sah zwar mit ihm aus wie ein jagendes Michelin-Männchen, dafür konnte nichts durch eine Bewegung verrutschen und Kälte an den Nieren hochziehen. Ich erinnere mich an eine Nacht im Allgäu zurück, in der ich bei minus 15 Grad geschlagene fünfeinhalb Stunden auf Meister Reineke passte und auch zwei erwischte. Diese trocken-kalte, stimmungsvolle Nacht bei Sternenhimmel und Mondschein habe ich bis heute nicht vergessen!

 

Von modernen Hochleistungsklamotten

 

Ein Jahr später lernte ich den Vertriebler einer skandinavischen Kleidungsmarke auf einer Jagd kennen, der mir von der modernen, multifunktionalen Kleidung vorschwärmte. Ich sollte das mal ausprobieren, legte er mir ans Herz. Zwei Wochen später war ich mit zwei unterschiedlichen Garnituren ausgestattet. Eine dicker für Herbst und Winter und eine für die körperlich aktive Jagd, die auch über einen guten Schweißtransport nach außen verfügen sollte. Die dickere Kombination bewährte sich gut bei Ansitz und Drückjagd in heimatlichen Gefilden.


Ausflug in die Tiroler Berge mit modernen Jagdkleidung
und nur
dank Daunenjacke unten drunter "überlebt" ;-)

 

Mit der zweiten Garnitur für körperlich aktive Jäger ging es dann nach Tirol auf Gams. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich die ganze Zeit schon Albi, den Berufsjäger, der komplett in Wolle und Loden gekleidet war. Ging es bergauf, lief er in der Lodenhose und im dicken Baumwollhemd. Hielten wir inne, um genau abzuglasen, streifte er Wollpullover und Lodenjacke wieder über. Obwohl er für seine Verhältnisse langsam ging, kam ich als „Flachland-Tiroler“ mächtig ins Schwitzen. Wir umschlugen eine Bergspitze und waren auf der Schattenseite. Die Sonne war weg, Wind kam plötzlich auf. Ich fror wie ein Schneider in meinen nassen Sachen unter der modernen Jagdkluft. Sie hatte den Abtransport des Schweißes nach außen eben doch nicht gepackt. Und hätte ich damals nicht eine klein zusammenknäulbare Daunenjacke dabei gehabt, ich wäre wohl in Tirol erfroren oder zumindest an einer fast tödlichen „Männergrippe“ erkrankt.

 

Zurück in die Zukunft

 

Für mich war das der Anfang vom Ende. Denn alle modernen Jagdklamotten flogen aus dem Kleiderschrank. Etwa zeitgleich debütierte Icefox im Jahr 2011 mit der ersten modernen Loden-Jagdjacke „Stalker“, bei der das Tarnmuster noch aufgenäht war. Fünf Jahre später folgte der erste bedruckte Lodenstoff.


Die Lodenhose "Alpspitz" ist ein Alleskönner für
Jagd und Outdoor-Aktivitäten.

 

Heute ist Icefox Vollsortimenter und bietet von Wollstrümpfen über Bambus-Unterwäsche und -Midlayer auch verschieden dicke Lodenhosen sowie Lodenjacken-Modelle für die Übergangs- bis hin zur kalten Jahreszeit an.

Wolle und damit auch Loden hat viele Vorteile: er ist winddicht, wasserabweisend, geruchshemmend, temperaturausgleichend und atmungsaktiv. Darüber hinaus wärmen beide Materialien auch noch, wenn sie nass sind. Einziger Wermuthstropfen im Vergleich zu modernen Hochleistungsmaterialien: Richtig nass geworden etwa durch Regen, dauert es länger, bis er wieder trocken ist. Eine zweite Garnitur macht da durchaus Sinn.


Das Topmodell ist der Lodenparka "Woolverine"

 

Ein Fazit nach 30 Jagdjahren? Bevor Sie als Jungjäger viel Geld für jagdlichen Nippes ausgeben, investieren Sie von Beginn an in gute Strümpfe, Unterwäsche und Oberbekleidung am besten aus Naturmaterialien wie Wolle, Merinowolle, Loden oder auch Bambusfaser. Seien Sie cleverer als ich! Waidmannsheil...

Text: Franziska und Sascha Numßen
Bilder: Jorge Guillen - unsplash, Icefox, FN, SN

November 29, 2024 — Karl-Heinz Reinold