Pass-Kontrolle: So klappt’s noch mit dem Weihnachtshasen!
Der Anstand mit der Flinte am Hasenpass ist ein bisschen in Vergessenheit geraten, aber Waidwerk vom Feinsten. Einen köstlichen Braten gibt’s obendrauf!
Meister Lampe lässt sich auch allein hervorragend bejagen. Dabei ist, je nachdem wie hoch man die jagdliche Latte legt, die sogenannte „Hasenkur“, wie sie früher genannt wurde, eine echte jagdliche Herausforderung.
Ich erinnere mich nach einem Blick ins Jagdtagebuch an das Jahr 2009 zurück: Auf einer kleinen Waldwiese kam fast jeden Abend beim Ansitz Mümmelmann auf seinem Hasenpass angehoppelt. Zwar machte er oft minutenlang am Waldrand einen Kegel und prüfte, ob die Luft rein war, aber eigentlich konnte man sich die Uhr nach ihm stellen. Irgendwann hatte ich ihn fest in mein Herz geschlossen. Das war auch die Zeit, in der in unserer Familie ein altes Ritual wieder auflebte: Am Heiligen Abend sollte es einen Hasenbraten geben! Und so stökerte ich mit meinem damals siebenjährigen Sohn Robert im Revier rum, verpasste hier und da Chancen auf den Krummen. Bis der 24. Dezember immer näher rückte und die Zeit immer knapper wurde, sodass wir uns nicht anders zu helfen wusste, als meinen alten Bekannten von der Waldwiese mit einem Zielfernrohr-bestückten KK-Repetierer vom Hochsitz aus „totzuschießen“.
Grundlegendes zu Meister Lampe
Man unterscheidet nach dem Lebensraum zwischen den in der Regel stärkeren Wald- und den schwächeren Feldhasen. Ein Mittelding ist der sogenannten Buschhase, der gern in Feldholzinseln steckt. Einen guten Überblick, was sich wo an Hasen im Revier bewegt, bekommt man bereits beim Ansitz auf Rehwild von Mai bis September: Man erkennt verlässliche Wechsel, die der Hase im Feld beziehungsweise Wald hält, entdeckt den klassischen Hasenpass vom Wald ins Feld oder später im Winter die dank Nagergebiss charakteristische Rindenschäle an Jungwüchsen, Weichhölzern oder Obstbäumen, die allzu gern dem Rehwild „in die Schuhe“ geschoben wird.
Schon während des Rehansitzes von Mai und September achtet man auf regelmäßig ausrückende Hasen. Ein Blick bestätigt den Hasenpass.
Meister Lampe ist zwar ein emsiger Geselle, lässt aber auch andere für sich arbeiten, indem er gern die Wechsel von Schalenwild annimmt. Den klassischen Hasenpass findet man dennoch als ein flaches Pfädchen auf Laub oder abgefallenen Nadeln, doch man muss schon genau hinschauen und ihn am besten zusätzlich bestätigen, ob er dort regelmäßig erscheint.
Was der Krumme gar nicht mag, ist Wind. Dann bleibt er lieber im Windschutz der Vorhölzer liegen oder geht in den Windschatten. Panisch ist er überdies gegen Geräusche. Das gilt im Herbst für den Blattfall genauso wie im Winter bei Tauwetter, wenn Schnee von den Bäumen rutscht und laut auf dem Boden aufschlägt. Dann nimmt Mümmelmann förmlich Reißaus und sucht das Weite im Feld, um dort ein ruhigeres Lager zu finden. Sein Geruchssinn ist mäßig, dafür sind Gehör und Gesichtssinn gut entwickelt. Besonders empfindlich ist er jedoch gegenüber Bewegungen, das muss der Jäger wissen!
Ein bisschen Jagdstrategie
Den Hasenanstand sollte man eigentlich gleich zum Aufgang der Jagdzeit im Oktober beginnen. Denn je später es im Jahr wird, desto eher wird es dunkel und desto später graut der Morgen. Der Morgenanstand ist ab November etwas ergiebiger. Vor allem, wenn dazu noch Raureif liegt. Deckt später im Jahr der weiße Leithund die Erde, kommen die Hasen sehr spät raus respektive sehr früh im Dunkeln zurück. Dann wird’s schwierig mit dem Doppelrohr ohne Zieloptik.
Der Hasenpass ist meist ein von größerem Wild genutzter Wechsel.
Aber es gibt auch Pässe, die nur Meister Lampe nutzt.
Hat man einen Hasenpass gefunden und bestätigt, dass jener gut frequentiert ist, setzt man sich schon eine Stunde vor Schwinden des Büchsenlichts an. Genau jetzt kommt der kleine, aber feine Unterschied: Man kann es sich leicht machen wie ich damals und sich gegenüber dem Waldrand ansetzen oder anstehen. Das ist dann mit Flinte auf 20 bis 30 Gänge wenig herausfordernd und mit der .22 WMR samt Zielfernrohrbüchse auf 40 oder 50 Meter eigentlich eher Scheibenschießen als Jagd.
Man kann die jagdliche Latte natürlich auch etwas höher legen: Ich bevorzuge die Jagd vom Boden aus direkt am Waldrand. Der Hund bleibt daheim oder besser noch im Auto, um für den Fall der Fälle bereit zu stehen. Die Herausforderung ist, dass man unter Umständen am Rand ständig nach rechts und links schauen muss und die Bewegung von Mümmelmann so leichter eräugt werden kann. Das lässt dem Krummen auf der anderen Seite auch eine Chance! Man sollte beim Anstand keinen Randbaum wählen, sondern etwas in den Waldsaum hineingehen. Lautlose, mit dem Hintergrund eins werdende Kleidung wie der Funktionsloden und das Orbis-Tarnmuster von Icefox sind geradezu ideal. Wollhandschuhe und ein Loop (Schlauchschal, den man bis unter die Nase zieht) spenden nicht nur Wärme, sondern verhindern auch das verräterische „Blinken“ der hellen Hände und des hellen Gesichts.
Fast alle Hasen machen am Waldrand eine gefühlte Ewigkeit einen Kegel, um zu sichern. Bei Schnee kratzen sie zudem gern den Boden frei und machen dabei selbst Lärm. Das ist die beste Chance für den rauen Schuss. Die 3,0 bis maximal 3,5-mm-Schrote schlagen aus meiner mit Viertel/ Viertel recht offen gebohrten Krieghoff K32 auch bei etwas Deckung durch Brombeerranken oder Gräser sicher und zuverlässig durch. Wer eine Kombinierte führt, möge daran denken, dass jedes Schrotrohr Hochschuss hat. Man sollte also das Fadenkreuz auf den unteren (!) Rand des Wildkörpers richten, genauso wie man beim Schuss über Laufschiene und Korn den Hasen am besten „aufsitzen“ lässt.
Waldpirsch – oft eine Frage der Geduld
Eine etwas aktivere Art der Jagd ist die Pirsch im Wald. Günstig sind beispielsweise Waldwege, auf die der Hase schon früh ausrückt. Auch kleine Waldwiesen oder nicht zu große Blößen sind lohnende Ziele, die man leise unter Deckung anpirscht. Stößt man dabei den Hasen aus seinem Lager, so kann man ruhig an Ort und Stelle ein bisschen warten.
Denn je jünger der Hase ist und je geringer die Störung war, desto eher kehrt er in die unmittelbare Umgebung seines Lagers zurück. Ein halbes Stündchen lohnt es sich hier zu investieren. Dieses Verhalten kennen wir ja auch von den Drück- und Bewegungsjagden, bei denen Rehwild auf die Läufe gebracht wird. Denn es kehrt in der Regel immer wieder an Ort und Stelle zurück, wenn der Druck der eingesetzten Vierbeiner nicht zu groß gewesen ist.
Robert mit unserem ersten gemeinsam erbeuteten
„Weihnachtshasen“ im Jahr 2009.
Jetzt, wo Sie wissen, wo und wie der Hase sprichwörtlich lang läuft, möchte ich Sie noch für eines sensibilisieren: Dem Nachhaltigkeitsprinzip folgend, sollte man berücksichtigen, dass am frühen Abend mehr Häsinnen und Junghasen erlegt werden. Die Rammler hingegen wechseln in der Regel später aus respektive früher ein. Und nun wünsche ich Ihnen kräftiges Waidmannsheil und anschließend guten Appetit im Kreise Ihrer Lieben!
Kugel & Hagel
Bei den Waffen stehen viele Optionen offen: von der großen Kugel sauber hinters Blatt gezirkelt über die kombinierte Waffe mit Einstecklauf bis hin zur Flinte oder kleinkalibrigen Büchse. Als Schrotgröße am Hasenpass haben sich 3,0 bis 3,5 mm (Schrotgrößen 5, 4 und 3) gut bewährt – das reicht auch auf den starken, nassen Waldhasen bis Entfernungen von maximal 30 Meter. Ob Drilling, Bock-, Quer- oder Selbstladeflinte, das obliegt Ihrer „Waffenkammer“. Kann es etwas weiter werden, spielen kleine Büchsenkaliber ihre Trümpfe aus. Ein Einstecklauf in der Kombinierten oder eine kleinkalibrige Büchse sind dann erste Wahl. Über .22 Hornet hinaus muss es nicht sein, wenngleich ich auch gute Erfahrungen mit harten Teilmantel-Geschossen aus der .223 Rem. gesammelt habe, weil sie als Fuchsjagdwaffe einfach zur Verfügung stand und der Hase beim Fuchsansitz „Beifang“ war. Sehr gut geeignet sind .22 WMR sowie die beiden neueren .17 HMR und .17 Mach-2 – aber bitte keine Gewaltschüsse über 100 Meter wagen. Die .22 l.r. reicht auf kürzere Distanzen von 40 bis maximal 50 Meter auch, aber sie ist die absolute Untergrenze, da selbst eine HV-Patrone (High Velocity) mit Hohlspitz-Geschoss und der Schuss hinters Blatt nicht immer die gewünschte blitzartige Wirkung zeigt, was ich selbst erleben musste.
Da liegt der Hase im Pfeffer
Dieser Klassiker unter den Hasengerichten stammt von niemand Geringerem als dem leider viel zu früh verstorbenen Olgierd E. J. Graf Kujawski, der in seinem „Das große Buch vom Wild“ aus der Teubner Edition, erschienen bei Gräfe und Unzer, das Schmorgericht Hasenpfeffer kulinarisch feiert. Viel Spaß beim Nachkochen!
Es weihnachtet sehr...
Unter jeden Weihnachtsbaum gehören Geschenke. Was liegt näher in der kalten Jahreszeit, als einer Jägerin oder einem Jäger etwas Warmes aus Naturmaterialien für die Winterjagd zu schenken. Das sind unsere Geschenk-Tipps:
Zwei in einem!
Nie mehr kalte Hände oder kaltes Sitzfleisch! Der kombinierte Muff mit Sitzkissen ist außen aus robustem Loden und innen mit Rotfuchsfell versehen. Der Muff kann so mittels Reißverschluss auch als Sitzkissen verwendet werden und hat aufgeklappt eine komfortable Größe von 40x40 cm. Seine Kanten sind mit hochwertigem Leder eingefasst.
Das geht Ihnen an die Nieren!
Schon mal eine Nierenentzündung gehabt? Besser nicht! An zugigen Jagdtagen ist der Nieren/Rückenwärmer aus Loden mit echtem Nutriafell Ihr Garant für Gesundheit. Der Wärmegürtel in den Größen M, L und XL ist mittels Klettverschluss sehr schnell angezogen und sitzt sicher. Wer es noch wärmer braucht, kann die vier Außentaschen zusätzlich mit Heizkissen (diese müssen jedoch separat erworben werden) versehen. Dabei spendet schon das geschorene Nutriafell auf der Innenseite mollige Wärme.
Zwei Fäuste für eine Halleluja!
Die Loden-Fäustlingen „Alaska“ haben abklappbare Finger und Daumen, somit können auch filigrane Arbeiten werden. Magnete halten die abgeklappten Teile sicher an Ort und Stelle. Für ein schnelles Ausziehen der Handschuhe dienen die zwei an den Fingern befindlichen Schlaufen. Damit Sie stets alles im Griff haben, sind die Handinnenseiten mit Anti-Rutsch-Flächen versehen. Die Fäustlinge gibt es von S/7 bis XXL/11.
Schluss mit Russenlook!
Das neue Design der Fellmütze ist erfrischend anders und hat nichts mehr mit der klassischen „Russenmütze“ gemeinsam. Beim Modell „Yukon“ wurde Fuchs- oder Kaninchenfell mit hochwertigem Loden (auch in Orbis-Tarn erhältlich) kombiniert. An windigen und kalten Tagen können die Ohrenklappen einfach heruntergeklappt werden. Die Fellmütze ist in den Größen 56 bis 61 erhältlich.
Bilder: Vincent van Zalinge - unsplash, Mel Poole - unsplash, Numßen, Icefox
Text: Sascha Numßen, numssen@gmx.de, +36 300 85 1071