Revierarbeiten im Frühjahr
Revierarbeiten im Frühjahr
In 7 von 16 Bundesländern darf schon im April auf Rehböcke und Schmalrehe gejagt werden, doch für die meisten Jäger Deutschlands bedeutet der April wohl den Endspurt in Sachen Revierarbeiten. Denn ab 1. Mai soll alles passen, wem dann erst auffällt, dass Leitersprossen lose, Schussschneisen zugewachsen und Pirschwege verwuchert sind, wird merken, dass Revierarbeiten auch eine Form von Jagdstörung sind, die vom Wild mit Abwesenheit gestraft wird.
Blieben in traditionell geführten Revieren solche ungeliebten Arbeiten meist am Jungjäger hängen (der sich ja seinen Bockabschuss erst hart erarbeiten sollte), sind die Aufgaben heute meist gerecht verteilt. Optimalerweise lädt der Revierinhaber oder Jagdaufseher die jagdausübungsberechtigte Gemeinschaft rechtzeitig zum gesammelten Arbeitseinsatz. Viele Hände schaffen ein schnelles Ende und nach der Schufterei können bei gegrillten Würstchen sowie dem dazugehörigen Feierabendgetränk auch gleich noch Jagdklatsch ausgetauscht und die Geselligkeit gelebt werden. Arbeit darf ja auch Spaß machen.
Auf die gängigsten Revierarbeiten wollen wir hier eingehen:
Wartung der Jagdeinrichtungen
Wer schon einmal bei Regen auf einer geschlossenen Leiter saß und das Wasser tropfte ihm durch ein Loch im maroden Dach in den Schoß, der weiß wie wichtig die rechtzeitige Reparatur von Ansitzeinrichtungen ist. Auch lose Leitersprossen, morsche Bodendielen oder verfaulte Stützstreben sind zum einen ärgerlich, zum anderen aber auch ein nicht zu unterschätzendes Verletzungsrisiko. Nicht zuletzt fordert schon die UVV Jagd, dass Hochsitze vor jeder Benutzung, mindestens jedoch einmal jährlich, geprüft werden müssen. Neben einer „fachgerechten Herstellung“ ist insbesondere darauf zu achten, dass aufgenagelte Sprossen nur an geneigt stehenden Leitern zulässig sind. Sie sind mit den Leiterholmen fest zu verbinden und auf diesen nach unten hin abzustützen.
Pirschwege
Wer leise und unbemerkt zu seinem Sitz kommt, kann evtl. schon beim Angehen zum Schuss kommen. Eine Grundvoraussetzung dafür sind gepflegte Pirschwege, frei von Unterwuchs und raschelndem Laub. Auf den ersten Blick ist dies natürlich hauptsächlich eine Aufgabe für den Waldjäger, doch auch im Feldrevier kann es ratsam sein den Weg zum Sitz, der zwischen Hecken oder durch eine hohe Wiese führt, frei zu halten. Moderne Jäger haben modernes Werkzeug und so ist es in den letzten Jahren zu einem beliebten Vorgehen geworden, Pirschwege im Wald mittels motorbetriebener Laubbläser raschelfrei zu gestalten. Sicherlich stört sich das Wild an diesem Geräusch nicht mehr, als am gewohnten Kettensägenlärm, jedoch sollten wir Jäger uns immer auch unserem Bild auf die nicht jagende Öffentlichkeit bewusst sein. Da Laubbläser schon in Wohngebieten zum ein oder anderen handfesten Nachbarschaftsstreit geführt haben, mag sich auch nicht jeder an einem, laut dröhnendes Gerät schwingenden Jäger im Unterholz erfreuen. Moderne Laubrechen sind äußerst effektiv und sollten als völlig emissionsfreie Alternative ins Auge gefasst werden. Wenigstens in viel frequentierten Bereichen und sensibler Öffentlichkeit.
Salzlecken
Jetzt im Frühjahr hat das Wild einen gesteigerten Bedarf an Mineralien. Haarwechsel, Tragzeit, Geweihwachstum, aber auch die sich wiedereinstellende Territorialität und damit verbundene Revierstreitigkeiten, liefern dafür die Gründe. Ob nun Stocksulze oder klassische Salzlecke, weißes oder rotes Viehsalz, Blöcke aus dem Fachhandel oder Natursalzsteine, von Hase bis Hirsch nehmen eigentlich alle Arten des Jagdrechts diese Gabe gerne in Anspruch. Diskussionswürdig bleibt dabei der Abschuss direkt an der Salzlecke und zwar sowohl ethisch als auch jagdpraktisch. Wer es damit übertreibt wird schnell merken, dass selbst attraktive Plätze künftig gemieden werden. Besser ist es daher das Wild an den Wechseln zu den Salzlecken zu bejagen.
Schilder zur Besucherlenkung
Laut Naturschutzgesetz hat ein jeder in Deutschland das Recht zur freien Betretung der Natur zum Zwecke der Erholung. Leider werden aus Ignoranz, Gleichgültigkeit, allzu oft aber auch einfach aus Unwissenheit heraus dabei Wildlebensräume gestört. Jäger sollten darauf nicht mit Wutausbrüchen und Strafandrohung reagieren, sondern mit Aufklärung. Ein wichtiger Baustein dabei sind Schilder, die Besucher lenken, informieren und sensibilisieren. Im Handel sind entsprechende Vorlagen in ansprechender Art zu erstehen, die auf die nötigsten Gebote hinweisen. Vermeiden sollte man Verbotsschilder und unansehnliche Tafeln. Auch sollten verwitterte Schilder repariert und von Zeit zu Zeit gereinigt werden. In jedem Fall ist das Aufstellen mit den Grundeigentümern abzusprechen, vielleicht lässt sich ja auch eine gemeinsame Aktion daraus machen, gegebenenfalls sogar mit der örtlichen Presse. So leisten wir einen Teil zur Umweltbildung und zur positiven Außendarstellung der Jagd in einem Aufwasch.
Dies zeigt nur einen kurzen Ausschnitt, die Reihe der Revierarbeiten ließe sich noch eine Weile fortführen: Wildäcker oder Äsungsflächen anlegen, Müll und Unrat sammeln, Fasanenschütten bauen, Rebhuhnfütterungen aufstellen, wer ein Revier bewirtschaftet, der weiß wieviel Aufwand für einen erfolgreichen Jagdtag notwendig ist. Erst recht wird wieder deutlich, dass Jagd eben mehr als nur schießen ist.
Text: Johannes Maidhof
Bilder: Lena Rausch @jagdrausch