Jäger werden gerne in diese beiden Kategorien eingeteilt, wobei der Fleischjäger im Ansehen meist besser wegkommt als einer, der vor allem wegen der Trophäen jagt. Doch ist das gerechtfertigt?

Der Ursprung der Jagd ist die Fleischbeschaffung! Tierisches Eiweiß wertete den Speiseplan deutlich auf und erlaubte zusammen mit pflanzlicher Nahrung das Überleben. Nachdem der Mensch sesshaft geworden war und Tiere züchtete, verlor die Jagd aber an Bedeutung. Heute, in Zeiten der Massentierhaltung, sollte man eines offen bekennen: Man muss nicht mehr jagen, um zu überleben!

 


Schwimm- oder Tauchente? Egal, der saisonale Genuss
ist eine echte Gaumenfreude.

Gleichwohl ist heimisches Wildbret eine natürlich nachwachsende Ressource und ein Lebensmittel mit einer ausgezeichneten Ökobilanz, fällt saisonal an und überzeugt vor allem mit seiner Qualität. Darüber hinaus leben Wildtiere frei, können äsen, was ihnen vor den Äser wächst und werden irgendwann – das eine früher, das andere später – mit einem sauberen Schuss aus dem Leben gerissen. Als Mensch gesprochen: Sie hatten ein weitgehend selbst bestimmtes, glückliches Leben. Und haben nicht wie eine Mastsau das erste Mal den blauen Himmel gesehen, als man sie auf den Anhänger führt und zum Schlachthof bringt.

 

Heimisches Wildbret ist qualitativ hochwertig und hat
aufgrund der kurzen Lieferwege eine gute Ökobilanz.

Viele Jungjäger geben heute an, dass das Gewinnen des eigenen Wildbrets mit eine ihrer Triebfedern war. Das ist ehrenwert, aber natürlich nicht der einzige Grund. Der gesetzliche Auftrag, den das Bundesjagdgesetz formuliert, eben einen artenreichen, gesunden und dem Lebensraum angepassten Wildbestand zu erhalten, ist von noch größerer und vor allem gesellschaftlicher Bedeutung. Dennoch transportieren diese „Fleischjäger“ eine wichtige Botschaft: Sie wollen wissen, wo ihr Fleisch herkommt! Eine andere lautet, dass weniger Fleisch mehr ist.

Mehr Geld für Fleisch meist nur ein Lippenbekenntnis

 

Die vielen Umfragen, die mal wieder nach dem xten Fleischskandal aufpoppen, sind in der Regel aber nicht das gedruckte Papier oder die Zeit am Bildschirm wert. Denn am Ende sind es nur Lippenbekenntnisse, die den Kunden – nach Sprit-, Gas- und Strompreis-Explosion und „Heizhammer“ – spätestens an der Kasse wieder einholen.


Wo erlaubt, wie etwa in Bayern, liefert auch der
Eichelhäher eine wilde Füllung für die Maultaschen.


Ein schlechtes Gewissen muss ein Jäger gegenüber anderen Fleischessern sowieso nicht haben. Denn während er das Töten und Zerwirken selbst übernimmt, „sourcen“ andere diese ihnen unangenehme Tätigkeiten nur an Schlachthöfe und Metzger, also an Dritte „out“. Manche Mitmenschen sind dabei auch schon so weit von den natürlichen Prozessen entfernt, dass sie gar nicht mehr wahrnehmen, dass jedes sauber vakuumierte Stück Fleisch auch mal ein lebendes Tier war. Sie kaufen ihr Fleisch im Supermarkt, „denn da wird es ja gemacht“!


In Skandinavien hat Wildbret oberste Priorität

 

Da sind unsere skandinavischen Nachbarn anders, sie gelten als der Inbegriff typischer Fleischjäger. Wer auf einer gemeinschaftlichen Elchjagd Kalb und Elchkuh pardoniert, weil er auf den Hirsch spekuliert, wird auf den meisten Jagden das erste und letzte Mal gewesen sein. Dafür haben Schweden, Norweger und Finnen kein Verständnis.


Die Finnen sind Profis bei der Verwertung. Sie schlagen das
Wildbret warm aus der Decke und brechen dann erst auf.


Wer einmal beobachtet hat, wie respekt- und beinahe liebevoll etwa ein in Finnland heimisches Stück Weißwedelwild vor dem Aufbrechen erstmal warm aus der Decke geschlagen wird, der merkt, dass Fleischqualität, Sauberkeit im Umgang mit dem Lebensmittel und eine professionelle Zerwirkausrüstung dort oberste Priorität haben. Das ist etwas, was man beispielsweise in Spanien manchmal vermisst. Dort wird auf den Monterias (Gesellschaftsjagden) vornehmlich auf Trophäenträger gewaidwerkt. Und da diese großen Jagden oft einen ganzen Tag andauern, liegt das eine oder andere erlegte Stück unter Umständen stundenlang und kugelrund werdend unter Spaniens heißer Sonne. Wer freut sich da allen Ernstes auf den Genuss eines Filets aus genau diesem Stück?

 

Jagdliche Auswüchse gab es bereits in den Hochzeiten des Adels, da wurden in eingestellten Jagen Hunderte Trophäenträger so lange getrieben oder mit dem Pferd gehetzt, bis sich nichts mehr rührte und alles erlegt war. Da wurden Hofjagden abgehalten und Dutzende von Geweihträgern wie am Fließband erlegt. In Argentinien gibt es heute noch Taubenjagden, da fallen an einem Tag mehrere Tausend Vögel vom Himmel. Dabei hat diese Jagd nach Rekordzahlen überhaupt nichts mit den Ursprüngen des Waidwerks zu tun.

Wo viel Geld verdient wird, leidet auch die Jagd

Auch unterschiedlich große Gatterjagden, bei dem ein wilddichter Zaun die Flucht des Wildes unterbindet, werden weltweit von Jägern gebucht und dort „gejagt“. Die „Jagd“ auf Zuchtlöwen (canned lion hunting) im Kleingatter oder besonders gezüchteter Farbvarianten afrikanischer Antilopenarten, die man in Südafrika buchen kann, gehören wohl zu den abartigsten Auswüchsen unserer Zeit. Eine solche Trophäenjagd schadete und schadet nicht nur den Jägern, die sie in dieser Form ausübten oder ausüben, sondern vor allem dem gesellschaftlichen Ansehen der Jagd insgesamt. Leider können die Trophäen an den Wänden nicht reden und die wahren Umstände ihrer Erlegung schildern...

 

Eine nachhaltige, kontrollierte Jagd im Ausland liefert beides – Wildbret
und Geld vor Ort und eine Erinnerung in Form einer Trophäe daheim!

 

Eine unvergessliche und zugleich erfolgreiche Jagd bemisst sich nie in Kilogramm, Zentimetern oder Endenzahlen, sondern am einzigartigen Erlebnis. Dabei sollte man nicht vergessen, dass etwa im südlichen Afrika immer noch tierisches Eiweiß, also Fleisch, Mangelware und daher der Hauptgrund für Wilderei ist. Wenn am Ende des Tages also Wildbret in der Kühlung (entweder für sich selbst oder die vielen Jagdhelfer auf einer Farm) hängt und die Jägerin ihre Oryx- oder Kudu-Trophäe als Erinnerungsstück – quasi ein 3D-Foto – für Geld präparieren lässt, dann haben doch alle nur gewonnen, oder?



Wissen, wo's herkommt!

 

Betrachtet man Gebiss und Verdauungstrakt des Menschen, so reiht er sich zwischen den reinen Fleisch- und Pflanzenfressern als Allesfresser (Omnivore) ein. Wir brauchen also eine breite, ausgewogene Ernährung, um alle nötigen Vitamine, Nährstoffe usw. aufnehmen zu können. In den wohlstandsverwahrlosten Gesellschaften Mitteleuropas haben sich jedoch Ersatzreligionen wie Vegetarismus oder Veganismus breit gemacht. Die einen kritisieren völlig zu Recht die Massentierhaltung und verzichten auf industriell produziertes Fleisch. Veganer klammern sogar Honig, Eier und Milch von ihrem Speiseplan aus.

Allerdings muss man das Thema Wildbret erstmal wieder in die Köpfe der Endkunden bringen. Es geht darum, dem Menschen die Ängste vor Wildbret nehmen. Es ist hochwertigstes Fleisch und daher sehr einfach in der Zubereitung, eben wie ein gutes Rindersteak. Je besser ein Stück Fleisch ist, desto weniger Schischi ist nötig.

 

Über Jahrzehnte hieß es, nicht zuletzt durch das Marketing der Großkonzerne, dass jeden Tag ein Stück Fleisch auf den Teller gehört. Mit den bekannten Folgen: Massentierzucht und Billigangebote der Discounter. Der „Klimakochtopf“ aber sollte bunt, also abwechslungsreich sein, und vor allem regionale und saisonale Produkte bieten. Deren ökologischer Fußabdruck ist allein wegen der kurzen Lieferketten um ein Vielfaches besser. Vor allem wenn man dazu noch weiß, wo das Fleisch herkommt – vom Bauern im Nachbardorf oder eben vom Jäger nebenan.



Text: Sascha Numßen, numssen@gmx.de, 0036 300 85 1071

Bilder: Sascha Numßen


Mai 01, 2024 — Sascha Numßen